Konzept & PR

Satire zwischen Anarchie und Ethik

Begleitprogramm zur Ausstellung Pardon im Kunst- und Gewerbeverein Regensburg e.V.

Begleitprogramm zur Ausstellung "PARDON - Teuflische Jahre" im Kunst- und Gewerbeverein Regensburg e.V.

Konzept und Umsetzung: Dr. Antonia Kienberger und Wilma Rapf-Karikari

Mitwirkende: Ingo Kübler, Prof. Dr. Jochen Mecke, Prof. Dr. Guido Pollak, Laura Trelle

Termine: 22. Februar und 7. März um 19 Uhr in der Ludwigstraße 6, 1. Stock, Aufzug vorhanden.

Der Eintritt zu den Veranstaltungen ist frei.

Vor beiden Veranstaltungen lädt der Kunst- und Gewerbeverein von 18 – 19 Uhr ein zur „Happy Hour“, d.h. die Ausstellung kann in dieser Zeit kostenfrei besucht werden.

Um Anmeldung wird gebeten: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder 0941 / 58 16 0

Wie anarchistisch Humor sein durfte, ist noch bis zum 17. März 2024 in den Räumen des Kunst- und Gewerbevereins Regensburg jeweils Dienstag bis Sonntag von 12 bis 18 Uhr zu erleben. Von 1962 bis 1982, 20 „Teuflische Jahre“ lang, wurde die deutsche satirische Monatsschrift PARDON publiziert. Die beteiligten Autoren und Zeichner bezogen Stellung, ergriffen Partei. Das Konzept, Humor, Komik und Satire mit engagierten Texten und Reportagen zusammenzubringen, kam an.

Und wie stehen wir heute dazu? Die gegenwärtige „Hypermoral“ (Arnold Gehlen / Alexander Grau) unterzieht alle Bereiche der Gesellschaft ihrem Urteil, auch Kunst und Literatur. Moral ist überall. Setzt sie dann auch der satirischen Kunst Grenzen?

Vortrag von Prof. Dr. Jochen Mecke: Die Ethik der Satire am 22. Februar 2024

„Pardon“ wird nicht gegeben … oder doch? Über die Ethik der Satire"
Während der Teufel der Rolling Stones um Sympathie ersucht, bittet sein Kollege in der Pardon um Entschuldigung, allerdings nicht im Ernst, sondern indem er ironisch seine Melone lüftet. Denn in Wirklichkeit braucht dieser Teufel weder um Entschuldigung noch um Vergebung zu bitten, weil die Satire als unabhängige Kunstform seit dem Beginn der Moderne das Recht hat, gegen die gesellschaftlich anerkannte Moral zu verstoßen und ihr eine eigene, autonome Moral entgegenzusetzen. Und von diesem Recht macht die Pardon völlig zu Recht ausgiebigen Gebrauch. Regelmäßig verstößt die Zeitschrift gegen die guten Sitten, löst Skandale aus und handelt sich Prozesse ein. Satire darf bekanntlich alles … oder doch nicht? Denn die gegenwärtige „Hypermoral“ (Arnold Gehlen, Alexander Grau) unterzieht alle Bereiche der Gesellschaft ihrem Urteil, auch Kunst und Literatur. Moral ist überall. Setzt sie dann auch der Satire Grenzen? Erscheint die Pardon daher heute in einem anderen Licht? Geht heute nicht mehr, was die Zeitschrift einst groß gemacht hat?

Neben dieser Frage, was Satire darf, also nach der moralischen Beurteilung der Satire, konfrontiert uns die Pardon jedoch mit einer zweiten nach der Moral, die sich aus der Satire als literarischer Form selbst ergibt. Die „Moral von der Geschicht‘ ist uns allen ein Begriff. Aber welche Moral ergibt sich aus der Satire als literarischer Form? Verurteilt sie oder gibt sie nicht doch Pardon? Diesen beiden Fragen möchte der Vortrag anhand von ausgewählten Beispielen, Aktionen, Texten und Zeichnungen der Zeitschrift nachgehen.

Prof. Dr. Jochen Mecke, Jahrgang 1956, studierte Germanistik, Romanistik und Wissenschaftstheorie an den Universitäten Mannheim und Aix-en-Provence. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf den Ästhetiken der Massenkommunikation, sei es in Literatur oder im Film sowie auf sich verändernden Kommunikationsstrukturen durch den Wandel der Medien. Besonders hervorzuheben ist das interdisziplinäre Graduiertenkolleg „Kulturen der Lüge“ Anfang der 2000er Jahre.

Podiumsgespräch mit Laura Trelle, Prof. Dr. Guido Pollak und Ingo Kübler am 7. März 2024

Von PARDON zu Charlie Hebdo oder: was soll/darf/kann Kunst?
Ausgehend von dem, was Pardon seinerzeit ausgezeichnet hat, spinnen sich die Fragen weiter, wohin sich die Grenzen des Provokativen verschoben haben und wie viel Anders Denken die Gesellschaft aushalten kann. Wo wird anders sein oder anders denken zum Fremden? Wiederum wird auch hier die Frage nach der Hypermoralisierung und nach inneren Denkverboten gestellt und der Wert der politischen Bildung als ein Weg zur Humanisierung der Gesellschaft in den Raum gestellt.

Laura Trelle, Buchhändlerin, studierte vergleichende Kulturwissenschaften, ist sehr interessiert am kulturellen Geschehen, an Popkultur, Kunst, Feminismus und Politik, macht sich darüber viele Gedanken. Hört anderen gerne zu und ist Fan von offenen Diskursen.

Prof. Dr. Guido Pollak, Erziehungswissenschaftler, widmet sich der Verknüpfung von Philosophie und Gesellschaft, behandelt Fragen der individuellen Freiheit versus der sozialen Verantwortung, hält philosophische Vorträge und Gespräche an der VHS Regensburg.

Ingo Kübler betreibt zusammen mit Wilma Rapf-Karikari die KUNSTPARTNER Galerie und das Schaulager in Adlmannstein. Er ist begeisterter Kunstvermittler und Moderator.

Links

www.kunst-und-gewerbeverein.de

https://www.kunstpartner.eu

Prof. Dr. Jochen Mecke

Prof. Dr. Guido Pollak

 

Bildnachweis
Eröffnung des Begleitprogramms | Foto: Lena Schabus